Montessori-Pädagogik
Die pädagogische Ausrichtung des „Eulennests“ war seit seiner Gründung die der Montessori-Pädagogik, kombiniert mit dem Bestreben, die Kinder zu befähigen, sich im sozialen Umgang der gewaltfreien Kommunikation zu bedienen. Diese bewährte Grundausrichtung wird auch in Zukunft die Grundlage sein für die tägliche Arbeit und den Umgang der Tagespflegepersonen mit den Kindern sowie der Kinder untereinander, für die Ausstattung und Gestaltung der Räumlichkeiten, sowie für die Aktivitäten im Tagesverlauf. Wichtigstes pädagogisches Ziel ist und bleibt es, die dem „Eulennest“ zur Tagespflege anvertrauten Kinder zu Selbstständigkeit und eigenverantwortlichem Handeln zu führen, das soziale und friedvolle Miteinander einzuüben, die Welt mit Wachheit und Respekt zu beobachten und zu behandeln.
Feste Regeln, die als Gerüst und Leitlinie für ein geordnetes und verlässliches Miteinander in der Gemeinschaft des „Eulennests“ dienen und für alle gelten, werden im Bedarfsfall ergänzt durch individuelle Regeln, die einem Kind mit seiner besonderen Situation bei der Bewältigung des Alltags helfen sollen.
Dem dienen in gleicher Weise Rituale und Traditionen, die die Kinder erfahrungsgemäß sehr zu schätzen wissen: Sei es ein Tischspruch zur Mahlzeit oder ein kurzes Tischgebet (sofern gewünscht und zu Hause üblich); ebenso die individuelle Kerze, die jedes Kind mit der Aufnahme ins „Eulennest“ bekommt und die symbolisch daran erinnern will, dass das Lebenslicht des Kindes in diese Welt strahlt, dass es auch das Leben der anderen hell machen kann. Die Kerze wird auf Wunsch des Kindes beim Mittagstisch angezündet, aber auch in schwierigen Momenten, etwa wenn besonders schwere Hürden bei den Hausaufgaben zu nehmen sind. Die Wärme und das Licht der Kerze vermögen immer wieder Trost und Ermutigung zu schenken.
Gewaltfreie Kommunikation
Die Kinder werden angeleitet, in Konfliktsituationen ihrer eigenen Bedürfnisse und Gefühle bewusst zu werden, sie zu benennen, und nach den Bedürfnissen und Gefühlen des anderen zu fragen. Dies mit dem Ziel, daraus Konsequenzen für die eigene Kommunikation und das eigene Handeln zu ziehen und das Verhalten des anderen einordnen zu können. Diese Art der Konfliktarbeit ergänzt die in der Schule vielfach eingeübte „Stopp-Regel“ auf besondere und wertvolle Weise. Sie führt zur Entdeckung und zum Ernstnehmen der eigenen wie der fremden Bedürfnisse und Gefühle. Damit hat sie das Potential, die Tür zu Toleranz, Verständnis und echtem Frieden weit sicherer zu öffnen als dies andere gutgemeinte Methoden der Friedenserziehung derzeit versprechen.
Lern- und Spielmaterialien
In Ergänzung zu den Lernmitteln der Schulen kommen die Kinder des „Eulennests“ in den Genuss weiterer, zuweilen alternativer und in der Montessori-Pädagogik bewährter Instrumente (z. B. Rechenstäbe). Sie verschaffen ihnen auf spielerische Weise und im Rahmen mancher Entdeckungstour oft einen zusätzlichen altersgemäßen Zugang zu den Inhalten, die sie im Rahmen ihrer schulischen Übungen und Hausaufgaben zu erarbeiten haben, oder für die sie sich aus eigenem Antrieb interessieren.
Digitale Medien
Auch die altersgemäße Hinführung der Kinder zu einer maßvollen, sicheren und zielorientierten Nutzung digitaler Medien (Computer, Internet, Smartphone) will das „Eulennest“ bieten. Denn im heutigen Familienleben, in den Freundeskreisen der Kinder und in der Schule ist der Umgang mit den „neuen“ Medien selbstverständlich, vielfach sogar allgegenwärtig. Hier entsprechende Kompetenzen zu erwerben sowie zu lernen, sich dieser Medien selbstbestimmt zu bedienen, statt sich von ihnen vereinnahmen und beherrschen zu lassen, bei dieser Aufgabe wird das „Eulennest“ die Kinder unterstützen.
Musikalische Erziehung und Sprachausbildung
Darüber hinaus kann das „Eulennest“ bei Interesse der Kinder auf musikpädagogische Quellen zurückgreifen; die Kooperation mit entsprechend ausgebildetem Personal ist sichergestellt: von der musikalischen Früherziehung bis zum Erlernen eines Instruments reicht das Spektrum des Angebots. Neben musischem Lernen besteht zusätzlich die Gelegenheit, Englisch als Fremdsprache zu intensivieren bzw. erste Schritte in dieser Sprache zu unternehmen. Auch hierfür steht bei Bedarf Personal bereit.
Tagesprogramm
Mahlzeiten
Da die Kinder des „Eulennests“ vielfach zu unterschiedlichen Zeiten in die Tagespflege kommen, ergibt sich für sie ein individuelles, auf ihre Bedürfnisse und die der Eltern abgestimmtes Programm. Kinder, die früh eintreffen, helfen zum Beispiel mit bei der Zubereitung der hochwertigen Verpflegung, lernen dabei die Vorteile gesunder Ernährung kennen und wie man sie mit Phantasie und geeigneter Behandlung geschmackvoll auf den Tisch bringt. Die Zutaten stammen überwiegend aus biologischem Anbau bzw. direkt von einem örtlichen Bauernhof, der mit dem „Eulennest“ kooperiert. Tischdecken, Abräumen und Aufräumen, Beladung der Spülmaschine und andere kleine haushaltliche Tätigkeiten üben die Sorge um die „Eulen-Gemeinschaft“ ein. Die gemeinsame Mahlzeit bietet Gelegenheit zum lockeren Gespräch und zur Planung des weiteren Tagesablaufs.
Hausaufgaben
Sofern die Kinder noch Hausaufgaben zu erledigen haben, werden diese im „Eulennest“ erledigt. Dabei wird darauf geachtet, dass jedes Kind die für ihn geeignete Umgebung zur Verfügung hat: Kinder, die für die Konzentration viel Ruhe brauchen, haben Rückzugsmöglichkeiten; andere, die sich auch in Gemeinschaft bzw. in lebendiger Umgebung auf die eigenen Dinge konzentrieren können, erledigen ihre Aufgaben auf Wunsch in der Gruppe. In jedem Fall aber stehen den Kindern bei Bedarf Hilfe und Unterstützung der „Eulennest“-MitarbeiterInnen zur Verfügung. Sie versuchen nach dem Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe“ die Kinder zu selbstständiger Problemlösung zu führen. Auf Nachschlagewerke, Übungsmaterialien für Themen der Grundschule und entsprechende Lernspielzeuge können die Kinder zurückgreifen. Falls es angebracht erscheint, werden im Einzelfall auch Übungen oder Recherchen am Computer ermöglicht. Wenn bei einem Kind zusätzlicher Förderungsbedarf in einzelnen Fächern oder Themenbereichen besteht, so wird im Rahmen des Möglichen versucht, diesen im „Eulennest“ zu decken oder – sofern von den Eltern gewünscht – dem Kind ermöglicht, eine externe Unterstützung (Nachhilfe) in Anspruch zu nehmen.
Spiel und Spaß
Das „Eulennest“ bietet neben wertigen lernorientierten Spielen auch zahlreiche Gesellschaftsspiele und Materialen zur kreativen Gestaltung (Basteln, Malen etc.). Überdies nutzen die Kinder gern das Außengelände des „Eulennests“, um sich beim Toben, Klettern, Ballspielen u. dgl. an der frischen Luft zu erholen. Gemeinsame Ausflüge und Erkundungen in die Natur schaffen Gelegenheit, jahreszeitbezogen Wald und Flur kennenzulernen. Die gesammelten Naturmaterialien dienen anschließend im Rahmen kleinerer Projektarbeiten zur Nachbereitung der Ausflüge und Exkursionen. Daneben bieten die Zeiten vor Ostern, Advent und Weihnachten oder vor Mutter-/Vatertagen stets Anlässe für die Umsetzung kreativer Projekte. Die Kinder werden zudem eingebunden in die Ausgestaltung des „Eulennests“ und Organisation besonderer Anlässe: zum Beispiel Schmuck des Eulenraums passend zur Jahreszeit, regelmäßige Projekte zu Karneval wie Maskenbasteln und Planung der Karneval-Aktivitäten, Oster- und Adventsbasteln etc.
Wenn Kinder das Angebot von Sportvereinen, Musikschulen oder anderen Institutionen wahrnehmen wollen, so wird ihr Tagesablauf entsprechend organisiert.
Kooperationen
Zusammenarbeit mit den Eltern
Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist den verantwortlichen Tagespflegepersonen des „Eulennests“ ein wichtiges Anliegen. Am Beginn der „Eulennest“-Zeit steht für jedes Kind eine Eingewöhnungsphase, die mit den Eltern eingehend reflektiert wird. Die Eltern erhalten jederzeit Einblicke in den Tagesablauf und können sich auf Wunsch auch aktiv daran beteiligen. Ist das Kind schon länger in der „Eulennest“-Gemeinschaft, so bieten insbesondere die Elternabende Gelegenheit, mehr über das Leben im „Eulennest“ zu erfahren. In variablen Abständen finden zudem themenspezifische Veranstaltungen statt, bei denen Erziehungsberechtigte und Interessierte sich in pädagogischen und praktischen Fachthemen rund um das „Eulennest“ und die Bereiche Erziehung, Familie, Friedensarbeit, Kindesentwicklung, Schule etc. fortbilden können.
Auch wenn im Grundschulalter die Beobachtung und Dokumentation der kindlichen Entwicklung im Zuständigkeitsbereich der Schule liegt, wird im „Eulennest“ mit großer Aufmerksamkeit die Entwicklung des Kindes beobachtet und in vereinfachter Form dokumentiert, um sie mit den Eltern besprechen zu können. Schriftliche Berichtsnotizen und Fotos gehören ebenso dazu wie die Sammlung von Projektarbeiten.
Zusammenarbeit mit anderen Institutionen
Mit anderen Kindertagesstätten und Schulen (Klassenlehrer, OGS) strebt das „Eulennest“ eine enge Kooperation zum Wohle der Kinder an. Auch Kontakte zu Sportvereinen und zu einem naturpädagogisch ausgerichteten örtlichen Bauernhof werden gepflegt und entsprechende Angebote im Interesse der Kinder gern genutzt.
Überdies steht das „Eulennest“ fallweise mit den städtischen Jugendämtern in Verbindung, um der gesetzlichen Auskunftspflicht nachzukommen, die Tagespflegestellen ihnen gegenüber haben. Die Fortbildungsangebote des Familienforums Edith Stein (Neuss) und des DRK Kreisverbandes Neuss sowie die Bibliotheken vor Ort werden von den hauptamtlichen und freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des „Eulennests“ zur fachlichen Bildung in Anspruch genommen; sie tun dies sowohl aus privatem Interesse als auch im Rahmen jener Bildungsmaßnahmen, die von den Jugendämtern gefordert werden.
Um die Kinder für Einkäufe „fit“ zu machen, besteht eine Zusammenarbeit mit örtlichen Einzelhändlern. Die Händler leisten bei der Einkauf-Schulung mit anschließender Reflexion des Einkaufsvorgangs und des Abrechnens einen wertvollen Beitrag.
Zusätzlich ergeben sich zuweilen Projekte, die gemeinsam mit religiösen Gemeinschaften, Kirchen und Pfadfindern organisiert und durchgeführt werden.